Es gibt kaum ein Gespräch mit Ausbilderinnen und Ausbildern, wo nicht das Thema Motivation von Lehrlingen vorkommt. In der Praxis höre ich dazu meistens folgendes: ".... sie sind schon motiviert, aber ...", oder es wird gesagt "... die Motivation von Lehrlingen lässt halt schon oft zu wünschen übrig ...".
Ich empfehle in diesen Gespräche, die Lehrlingsausbildung einem Motivations-Check zu unterziehen. Meiner Erfahrung nach braucht es nämlich ein paar Komponenten , die Ausbilderinnen und Ausbilder in die Lehrlingsausbildungen einbauen könnten und sollten, damit Motivation entstehen kann:
Motivation entsteht aus einer Mischung von Beziehung, Sinn, Ziel, Ressource, Perspektive, Struktur und sich einbringen können.
Unter Beziehung meine ich die Arbeitsbeziehung mit der Ausbilderin, dem Ausbilder. Diese Beziehung hat eine direkte Auswirkung auf die Motivation des Lehrlings und äußert sich in Vertrauen, in der Kommunikation untereinander und wie die Gesprächsbasis mit der Ausbilderin, dem Ausbilder ist.
Eine weitere Komponente ist der "Sinn". Hier geht es darum, ob der Lehrling einen Sinn in der Ausbildung bzw. in der jeweiligen Tätigkeit sieht. Es gibt in der Berufsausbildung
Tätigkeiten, die für Jugendliche schwer zu verstehen sind, das heißt, der Sinn ist nicht oder nur sehr schwer zu erkennen. Hier ist es umso wichtiger, dass der Sinn gut vermittelt wird und gleich dazu eine Perspektive gegeben wird. Das Wort "Perspektive" fällt in meinen Blogs & Podcasts immer wieder, da es ein sehr zentrales Thema in der Lehrlingsausbildung ist. Perspektive kann ich als Ausbilderin, als Ausbilder mit Aufgaben geben, aber auch mit der Übertragung von Verantwortung.
Das Ziel ist ein weiterer wichtiger Punkt. Ziele lassen sich sehr gut in die Feedback-gespräche verpacken. Diese Gespräche sollten regelmäßig geführt werden und unbedingt damit verknüpft werden, wo der Lehrling steht. Ganz wichtig für die Motivation ist, dass die Erfolge und die Teilerfolge gefeiert werden - mit Lob und Anerkennung. Auch wenn vielleicht nicht das Ziel auf einmal erreicht wird, sollte man Teilerfolge feiern und loben. Jeder von uns hört gerne Lob und erhält gerne Anerkennung und für Jugendliche ist es ganz zentral für ihre Motivation und für ihre Begeisterung für den Lehrberuf.
Ressourcen bedeutet, in wie fern ist es dem Lehrling möglich sich zu motivieren, sich einzubringen oder auch Begeisterung und Freude zu zeigen. Hier spreche ich zB schwierige familiäre Verhältnisse an oder Probleme im Umfeld des Lehrlings. Das sind Themen, die die Motivation blockieren und, wo - verständlicherweise - andere Themen in den Hintergrund rücken.
Struktur bedeutet für mich, dass der Lehrling weiß, wie seine Ausbildung ablaufen wird. Welche standardisierten Gespräche es gibt, wer die oder der Ausbilder ist, welche Meilensteine es gibt usw. Struktur ergibt Sicherheit und Sicherheit zählt zu den wichtigen Bedürfnisse von uns Menschen.
Und natürlich wünscht sich die Generation Z auch, dass sie sich einbringen darf. Dh, dass Lehrlinge ihre Meinung sagen dürfen, dass diskutiert werden darf, dass es vielleicht auch zu
Abweichungen in der Ausbildung kommen darf und, dass Ideen gehört werden. Wenn ich mich als Lehrling einbringen darf, habe ich das Gefühl, dass ich dazu gehöre. Auf diese Art entsteht bei den Lehrlingen ein sehr gutes Gefühl und die Folge ist Motivation für den Lehrberuf.
Alle diese Themen sind entscheidend, ob Motivation entstehen kann.
Die Lehrlinge brauchen Sie als Ausbilderinnen und Ausbilder, damit Motivation entstehen kann! Sie geben den Rahmen für Motivation vor und Sie gestalten das Umfeld, in dem die Jugendlichen gerne arbeiten und "tun" im Sinne von "ausprobieren" dürfen. Darum ist Ihre Rolle von so großer Bedeutung für jeden Lehrbetrieb.
Bianca Lettenbichler beratet und begleitet Ausbildungsbetriebe, AusbilderInnen und Lehrlinge. Erhöhung der Ausbildungsqualität und Wertschätzung auf beiden Seiten sind ihr besonders wichtig.
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In ihren Podcasts gibt sie Praxistipps für Ausbilder und Ausbilderinnen von Lehrlingen und Azubis.
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